In den Anbaugebieten, die bevorzugt in Trockenzonen mit künstlicher Bewässerung liegen, um die Ernte nicht durch Niederschläge zu gefährden, erfolgt die Aussaat jährlich im Frühjahr. Zwei Monate später blüht die Pflanze je nach Sorte in Blassgelb oder Purpurrot. Nach weiteren drei Monaten trägt sie dann die walnussgroße Frucht. Die Frucht enthält mehrere Fächer, in denen wiederum jeweils drei bis acht Samenkörner enthalten sind. Die Körner sind erbsengroß und behaart. Bei der Reife sprengen die Samenfasern die Frucht und bringen das typische Bild der reifen Baumwollpflanze hervor. Die Baumwollkapseln werden neben der traditionellen Ernte per Hand inzwischen auch mit Maschinen geerntet. Allerdings werden bei den meisten Sorten die Früchte nicht gleichzeitig reif, so dass bei einer maschinellen Ernte viel Ausschuss entstehen kann.

 

Die Bandbreite für den Einsatz von Baumwolle ist groß. Es gibt Baumwollgarne, die so fein sind, dass ein Faden von 150 km nur 500 g wiegt. Die Baumwollfaser hat viele Vorteile. Sie weist eine korkenzieherartige Drehung auf, die dadurch entsteht, dass das Protoplasma in der Faser, die zu 94 % aus Zellulose besteht, trocknet. Die Faser lässt sich sehr gut spinnen und färben. Sie zeichnet sich durch hohe Reißfestigkeit aus. Im nassen Zustand ist sie sogar um 14% reißfester als im Trockenzustand. Baumwolle ist außerdem sehr saugfähig, widerstandsfähig gegen Hitze, lädt sich elektrostatisch nicht auf und ist strapazierfähig bei mechanischer Beanspruchung. Gewebe aus Baumwolle lassen sich auch bei hohen Temperaturen problemlos waschen und bügeln. Mit Hilfe eines speziellen Verfahrens ist es möglich, Baumwollstoffen einen bleibenden Glanz zu verleihen.

 

Nachteilige Eigenschaften von Baumwolle

 

Als Nachteil ist zu nennen, dass Baumwolle leicht knittert und nicht gut isoliert. Außerdem laufen ihre Gewebe in der Regel nach dem Waschen ein und entwickeln bei feuchter Lagerung Stockflecken.

 

Das wichtigste Qualitätsmerkmal von Baumwolle bezieht sich zunächst einmal auf die Länge der Faser, genannt Stapel. Je länger und gleichmäßiger ein Stapel ist, desto leichter lässt er sich verspinnen. Anhand der Stapellängen lassen sich drei verschiedene Qualitätsbereiche bestimmen. Baumwolle mit einem Stapel zwischen 35 und 50 mm gehört zur wertvollsten Gruppe der langstapeligen Fasern. Hier sind zwei Sorten besonders hervorzuheben: die nordamerikanische Sorte Sea Island (botanischer Name: Gossypium barbadense) und die ägyptische Makofaser mit einer Stapellänge von 50 mm. Danach folgen eine weitere nordamerikanische Faser, die Orleans-Baumwolle mit einer Länge von 28 mm sowie verschiedene Fasern aus Südamerika mit 29 (Catacaos, Gullana) und 30 mm (Ceara, Pernambuco). Diese Baumwollsorten gehören zur mittleren Qualität (30 – 35 mm). Die indischen Baumwollsorten Surate, Oomra und Bengal liegen mit einer Stapellänge von 15 – 25 mm bei den deutlich darunter. Kurze Stapellängen sind am preisgünstigsten, sie liegen zwischen 8 und 20 mm.

 

Weitere wichtige Aspekte bei der Beurteilung

 

Ein weiteres Qualitätsmerkmal ist die Reinheit der Baumwolle. Sie sollte möglichst wenige Rückstände von Kernen, Blütenresten, Staub und anderen Unreinheiten enthalten. Früher zählten die nordamerikanischen und die ägyptischen zu den reinsten Sorten, inzwischen gibt es auch hier neue Entwicklungen.

Die Gleichmäßigkeit der Baumwolle kann durch natürliche äußere Einflüsse beeinträchtigt werden. Regen kann beispielsweise Nissen verursachen, das sind Faserknötchen, die dazu führen, dass sich die Baumwolle schlechter spinnen lässt. Insektenschäden lassen sich erkennen, wenn Faserteile durchsichtig werden und sich nicht färben lassen.

Baumwollfasern haben eine natürliche Färbung, die von Cremeweiß und Grau bis zu Rötlich reicht und die ebenfalls in die Beurteilung der Qualität mit einfließt. Vor dem Färben ist es üblich, die Rohbaumwolle zu bleichen.

Um eine Echtheitsprobe von Baumwolle durchzuführen, sollte man die Faser eines fertigen Gewebes reiben oder mit Speichel benetzen, da viele Baumwollgewebe eine Appretur tragen. Danach kann man eine Brennprobe durchführen. Baumwolle verbrennt mit einer hellen Flamme, verströmt dabei den Geruch von verbrennendem Papier und produziert lose Flugasche. Ein weiteres Erkennungsmerkmal ist, dass das Ende eines gerissenen Fadens die Form einer Pinselspitze hat.

Da Baumwolle in Monokulturen mit zum Teil hohem Einsatz von Pestiziden angebaut wird, lässt die Bremer Baumwollbörse die importierte Baumwolle in Deutschland in regelmäßigen Abständen auf 288 verschiedene Inhaltsstoffe, u. a. Formaldehyd und PCP prüfen. Durch vermehrten Anbau von genmanipulierter Baumwolle (VR China) geht der Einsatz von Pestiziden mittlerweile zurück.

 

Quelle: www.vossberg.de/lexikon/category/lexikon/baumwolle/